2012年7月13日金曜日

日本の被災地でのボランティア

Freiwilligenarbeit im japanischen Katastrophengebiet.


Am 11. März 2011 gab es in Japan ein schweres Erdbeben, den Tsunami und den Unfall im AKW Fukushima. Wegen der Katastrophen starben mehr als 15 800 Menschen und etwa 3000 Menschen sind noch immer vermisst. Mehr als 15 Meter hohe Tsunami rissen Menschen, Häuser, Schiffe und ganze Städte weg.

Ich habe das im Fernsehen gesehen und es unglaublich gefunden. Aber ich wollte es selbst sehen und den Opfern helfen. Deshalb bin ich als Helferin nach Ishinomaki in Miyagi gefahren.

Zuerst beschreibe ich meine Freiwilligenarbeit und dann stelle ich Ihnen die Informationen von der Freiwilligenarbeit vor.



Ein halbes Jahr nach der Katastrophe habe ich an einer Freiwilligenarbeitstour teilgenommen. Die Tour wurde von der Stadt Soka geplant. Etwa 30 Teilnehmer waren bei der Tour. Wir sind mit dem Bus nach Ishinomaki gefahren. Aus dem Fenster des Busses habe ich die zerstörte Stadt gesehen. Ishinomaki ist eine der Städte, die den größten Schaden erlitten haben. Ich habe den Zustand der Stadt fotografiert. Deshalb möchte ich Ihnen einige Fotos zeigen.

 
 
 
 
 
 
 
(Foto von einer Mittelschule)


Die Schule liegt etwa 1,5 Kilometer von der Küste entfernt. Bis zum zweiten Stock hat das Gebäude im Wasser gestanden. Aber als ich die Schule besucht habe, war sie schon aufgeräumt. Ich habe gehört, dass zwei Schüler und ein Lehrer gestorben sind.











 (Foto von zerstörten Häusern)

Der Tsunami hat das Erdgeschoss von Häusern weggerissen. Ich habe die große Kraft der Wellen und die Hilflosigkeit der Menschen gefühlt.










 (Foto von kaputten Autos)
Die Autos wurden hierhin gebracht und gelagert.











(Foto von Trümmern und Sperrmüllbergen)

An der Seite der Straße wurde Müll gesammelt. In Ishinomaki konnte man diese Haufen überall sehen.


Bei der Arbeit haben wir Müll und Trümmer gesammelt, Schmutz und Sand geschaufelt und Unkraut ausgezogen. Ich habe auch viele Sachen gefunden, z.B Fotos, Spielzeug und Kleidung. Ich war sehr traurig, weil ich Sorge hatte, ob der Besitzer überleben konnte. An diesem Tag haben wir nur ein Haus aufgeräumt, obwohl wir dreißig Personen waren. Deswegen finde ich, dass es viel Zeit und Mühe erfordert, um alles aufzuräumen und wieder aufzubauen.

Am Ende gebe ich Ihnen Informationen über die Freiwilligenarbeit der Stadt Soka.

Die Tour dauert zwei Tage. In der Nacht fährt man mit dem Bus von Soka ab und übernachtet im Bus. Am zweiten Tag arbeitet man in der Katastrophenzone.

Alle Personen, die in Soka wohnen, arbeiten und studieren, können an der Tour teilnehmen. Deshalb erfüllen Sie die Bedingung!

Zu meiner großen Freude ist die Tour kostenlos. Wenn Sie sich für die Tour interessieren, checken Sie bitte die Homepage von Soka-shi. Da können Sie genaue Informationen bekommen.

(Text und Bilder von Sakura Uchiumi, 3. Studienjahr)

2012年7月8日日曜日

Die Dokkyo Universität bei der dOCUMENTA(13)

Am 22. Juni war die Dokkyo Universität zu Gast bei der "Klau Mich Show: Radicalism in society meets experiment on TV", einem Projekt im Rahmen der dOCUMUENTA(13), zu der das Mitglied der Deutschen Abteilung, Prof. Joachim Scharloth, als Diskutant eingeladen war. Die documenta ist eine der bedeutendsten Ausstellungen für zeitgenössische Kunst. Sie findet alle fünf Jahre in Kassel statt und dauert 100 Tage. Die "Klau Mich Show" ist ein TV- und Performance-Projekt von Dora García in Zusammenarbeit mit Jan Mech (Moderator), dem Theater Chaosium Kassel, dem Offenen Kanal Kassel, Ellen Blumenstein und Samir Kandil. Es folgt der Bericht von Joachim Scharloth. Das Video der Show ist online.



Der Titel der Show zitiert den Titel des Buches "Klau mich" der Kommune I. Die Kommune I war eine "Lebensgemeinschaft junger Maoisten", die 1967 bis 1969 durch medienwirksame Protestinszenierungen und einen ostentativ hedonistischen Lebensstil einen großen Einfluss auf die 68er-Bewegung hatte und viel Aufmerksamkeit provozierte. Eine ihrer Provokationen war ein Flugblatt, in dem sie anlässlich eines Kaufhausbrandes in Brüssel mit etlichen Toten fragte "Wann brennen die Berliner Kaufhäuser?" Die Autorinnen und Autoren behaupteten, Anti-Vietnamkriegsaktivisten hätten das Feuer gelegt, um den "saturierten Bürgern" zu vermitteln, wie sich das Leben in Vietnam anfühlt, um den Krieg vom anderen Ende der Welt in die westlichen Metropolen zu tragen. "Keiner von uns braucht mehr Tränen über das arme vietnamesische Volk beim der Frühstückszeitung zu vergiessen", heißt es im Flugblatt. "Ab heute geht sie in die Konfektionsabteilung von KaDeWe, Hertie, Woolworth, Bilka oder Neckermann und zündet sich diskret eine Zigarette in der Ankleidkabine an." Die Staatsanwaltschaft sah darin eine Anstiftung zur Brandstiftung und klagte Rainer Langhans und Fritz Teufel an. Es kam zu einem Prozess, den die beiden Kommunarden als Bühne für eine bis dahin nicht dagewesene Anti-Justiz-Show benutzten. Sie spielten virtuos auf der Klaviatur des Antiritualismus und brachten Richter, Staatsanwaltschaft und Zeugen mehrfach zur Verzweiflung. Den Prozessverlauf, die Einvernahmen und die Medienberichte  rekonstruierten sie im Buch "Klau mich".

In der Klau Mich Show am 22. Juni war Rainer Langhans zu Gast. Weil ich mich mit dem Prozess in meinem Buch "1968. Eine Kommunikationsgeschichte" ausführlich beschäftigt habe und auch sonst viel zu viel über performative Praktiken als Medium des Protests geschrieben habe, wurde ich als Gast eingeladen. Weil Rainer Langhans keine Nostalgie-Show wollte, kam auch Jessica Miriam Zinn von der Piratenpartei Berlin als Gast.

Die Klau Mich Show hat ihre eigenen Rituale entwickelt: die Mitglieder des Theater Chaosium, die am Anfang über die Bühne auf die Plätze für das professionelle Publikum (Chor und Jury) gehen, die reißerische Ansage der Gäste, der kleine Dialog mit der Show-Stewardess Tabu oder die vom Theater Chaosium moderierten Übergänge, das bunte Finale. Beim Sehen von nur einer Folge erzeugen sie Irritationen, wie bei den Studierenden meines Semis, in Serie machen sie den Charme der Show aus. Anders als die Kommune I früher fügen sich in der Klau Mich Show die Gäste in die Rituale.

Ritualkritik und Antiritualismus waren nämlich wichtige Charakteristika der 68er-Bewegung. Durch Rituale nämlich aktualisieren Gemeinschaften ihre Ordnung und versichern sich ihrer Werte. Durch die performative Kraft der Rituale werden Identitäten konstruiert, durch sie erhalten sie den Anschein von Faktizität. Wer also die Gesellschaft und ihre Werte verändern will, der muss ihre Rituale kritisieren, verändern oder durch neue Rituale ersetzen.

Die 1960er Jahre waren die Zeit der Entdeckung des Performativen: in der Kunst wurde mit performativen Praktiken experimentiert, um dem Funktionieren von Zeichenprozessen nachzuspüren. Soziale Bewegungen nutzten Ritualstörungen und Antirituale, um unsichtbare gesellschaftliche Schranken bewusst zu machen und ihre Beseitigung im Hier und Jetzt vorwegzunehmen. So stilisierte Rudi Dutschke in der deutschen 68er-Bewegung die performative Regelverletzung zum Medium der Selbstaufklärung der Aktivisten und zum Schlüssel ihrer individuellen Veränderung. Aber auch die Wissenschaft theoretisierte nicht nur, sondern nutzte performative Praktien wie Krisenexperimente (Garfinkel), um grundlegende Organisationsprinzipien der menschlichen Interaktion aufzudecken. Auch das Nachspiele von Ritualen wurde in der performativen Ethnologie als Erkenntnisquelle benutzt.

Das erste Thema der Show war dann auch die Theatralität selbst und das vergemeinschaftende Potenzial von Ritualen. Showmaster-Darsteller und Moderator Jan Mech holte das Publikum auf die Bühne und ließ es wie Woof im Musical Hair "We are all one" rufen. Diese Durchbrechung der vierten Wand der Guckkastenbühne war als ein Re-enactment der Vorgänge am Ende der Hair-Aufführungen in den späten 60ern und frühen 70er Jahren gedacht, wo die Zuschauer auf die Bühne kamen, um mitzutanzen.

Der Gegensatz von Zuschauer und Mitwirkendem, von Bühnenraum und Zuschauerraum, von realer Welt und Spiel wurde aber gleich wieder hergestellt, als die eingeladenen Gäste zu einer Ballade (sinnreich: Seeräuber, Brecht) auf die Bühne kamen. Rainer Langhans wurde zum Star gemacht, der erstmal ein Autogramm geben muss. Deshalb durfte er auch in der Mitte sitzen.

Dann ging es um die Nazivergangenheit und den Generationenkonflikt und um die Frage des Privateigentums, bei der sich Jessica Miriam Zinn im Namen der Piratenpartei wehrte, in einer Tradition mit den 68er gesehen zu werden. Implizit wurde dabei die Frage verhandelt, ob durch die 68er ein Wertewandel hin zu einer Auflösung des Eigentumsbegriffs eingesetzt hat, der die Piratenpartei erst ermöglichte; denn die Piratenpartei bezieht sich positiv auf die urheberrechts-/copyright-kritische Bewegung in Schweden, aus der heraus der  BitTorrent-Tracker "The Pirate Bay" und die schwedische "Piratpartiet" entstanden sind.

Ob sich die Piratenpartei Deutschlands die 68er, speziell die Kommunebewegung, als Tradition aneignen will, ist letztlich eine politische Frage, denn die Aneignung von Traditionen sind Identitätsakte. Der Anspruch auf Transparenz und die Utopie einer tiefer gehenden Demokratie verbindet beide Bewegungen, wie ich an andere Stelle ausgeführt habe. Gleichzeitig würde sich die Piratenpartei aber wohl dem Verdacht ausgesetzt sehen, offen zu sein für Ideen wie die Abschaffung des Eigentums, die Aufgabe der Privatsphäre und einem Anspruch auf radikale Veränderung jedes Einzelnen und der gesellschaftlichen Verhältnisse. Dabei ist das Narrativ für die Verbindung von digitalem Aktivismus und 68er-Bewegung längst vorhanden: Der Chaos Computer Club wurde am 12. September 1981 in den Redaktionsräumen der taz gegründet -- am Tisch der Kommune I.

Aber zurück zur Klau Mich Show: Theatral wurde es wieder, als der Körper in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt wird. Rainer Langhans vertritt seine These von der Vergeistigung der Kommune. Leider kam ich nicht dazu zu sagen, dass ich die Kommune für sehr körperlich halte, nicht nur wegen ihres ostentativen Hedonismus sondern auch wegen der bewussten Inszenierung ihrer Körper als nicht-, ja antifaschistisch. Haben sich die Grenzen des Anstands seit den 60er Jahren nicht nur im Hinblick auf das Eigentum, sondern auch im Hinblick auf den Körper verschoben? Dieser Frage wollte der Showmaster näher kommen, inderm er eine Zuschauerin bat, sich so weit zu entblößen, wie es ihrer Meinung nach Scham und Anstand zuließen. Als Jessica Miriam Zinn den Moderator aufforderte, es der Zuschauerin gleich zu tun, entkleidete auch er sich. Der performative Effekt seiner partiellen Nacktheit war jedoch ein diskursiver Kontrollverlust, der erst nach Wiederanlegen der Hose überwunden wurde.

So lieferte die Show selbst einen Beleg für die (de)konstruktive Kraft von (Anti-)Ritualen, mithin dafür, dass das Durchbrechen von Ritualen das Potenzial hat, Ordnung ins Wanken zu bringen. Die Klau Mich Show changiert wunderbar zwischen Ironie und Ernst, zwischen Anstand und Zumutung, zwischen Gespräch und Performance, zwischen Anspruch und Unterhaltung. Sie ist aber nichts von alledem. Sie ist ein Muss für alle dOCUMENTA-Besucher, die realen wie die virtuellen.

Noch ein paar persönliche Anmerkungen: Den Studierenden der Dokkyo sei noch einmal gesagt, dass ich nicht der Moderator bin und dass das Musical "Hair" nicht wegen mir ein Leitmotiv der Show war. Ich habe die Performance des Theater Chaosium am Anfang nicht verstanden, fand den Kalauer aber sehr lustig. Einmal habe ich in die Kamera gewinkt, um die Studierenden zu grüßen. Ich habe ziemlich viel auf dem Drehstuhl herumgewackelt. Und ja, ich weiß, das Taschentuch...

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http://berlin.piratenpartei.de/2012/07/01/documenta13-die-klau-mich-show/
http://theater-chaosium.de/2012/06/klau-mich-show-22-06-2012/
http://theater-chaosium.de/2012/07/und-die-frage-kann-die-kunst-verbindung-schaffen/