Wein&Geschichte Rotwein aus Österreich: Zweigel
Dieser Text sollte GANZ anders werden. Da wusste ich nicht…
Aber langsam und der Reihe nach!
Zeit: vor der Verbreitung des Fernsehens. In unserer kleinen Stadt, die von Weinbau lebt, traf man sich nach der Arbeit in den Weingärten gewöhnlich in einem Kellerstüberl (ein kleiner Raum über dem Weinkeller) zum Abendessen und Reden. Dabei hörte ich immer wieder den Namen Zweigelt. Herr Zweigelt, früher Lehrer an der Weinbauschule, experimentierte mit Rotwein. Das war faszinierend. Wein bei uns war weiß. Rotwein trank man an Festtagen. Oder wenn man krank war. Man schrieb ihm blutbildende Kräfte zu.
Viele Jahre später, 1988, der sogenannte Weinskandal. Da das Klima in Österreich keine süßen Weine hervorbringt, der Markt aber süße Weißweine „verlangte“, hatten Weinbauern betrügerischerweise unerlaubte Zusätze beigemengt. Nach Bekanntwerden des Skandals konnte österreichischer Wein nicht mehr verkauft werden. Viele Weinbauern verloren ihre Arbeit – auch solche, die nicht beteiligt waren, und auch einige australische, weil man sie mit österreichischen verwechselte.
Dann kam der große Neuanfang. Sehr strenge Gesetze, neue Sorten und vermehrter Anbau von Rotwein (derzeit ca. 9 Prozent der Rebfläche). Und die häufigste und populärste Sorte ist der Rote Zweigelt von dem Herrn Zweigelt meiner Kindheit.
Für diesen Text habe ich ein bisschen recherchiert (Informationen gesucht). Und hier nimmt mein Text einen anderen Verlauf, als ich erwartet habe. Der von allen verehrte und bewunderte Dr. Zweigelt war ein fanatischer Nazi, der als Direktor einer Weinbauschule bei Wien sogar einen Schüler, der im Widerstand tätig war, der Gestapo ausgeliefert haben soll.
Natürlich hat die politische Einstellung des Züchters nichts mit der Qualität dieses ausgezeichneten Rotweins zu tun. Aber muss man diesen Mann ehren, indem man den Rotwein nach ihm benennt? ISA
Übrigens: haben Sie den Film „Mondovino“ von Jonathan Nossiter schon gesehen? Nicht nur für Weintrinker interessant! www.mondovino.jp
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