Traditionelles österreichisches Handwerk - Buchstützen

Kennen Sie das? Sie haben nur eine Hand frei, wollen schnell ein Buch aus dem Regal ziehen, die ganze Bücherreihe beginnt zu rutschen, die Buecher kippen wie Dominosteine, schieben dabei die Vase vom Regal. Hunderte von schmalen Ordnern und losen Blättern, die trotz aller Mühe durchgebogen schlaff im Buecherregal hängen. Verzogene Buchrücken.
Es reicht, die Buecher sollen schön in einer Reihe stehen(bleiben). Es müssen Buchstützen her!
Ich google "Buchstützen". Mehr als 200 000 hits. Na also! Aber - möchte ich wirklich meine kostbaren Bücher zwischen Totenköpfe, Drachen, Mickeymäuse oder Matrosenfiguren klemmen? Dann doch lieber die mausgraue Allzweckbuchstütze aus Metall, die in unzähligen Büros zur deprimierenden Atmosphäre beiträgt? Nach 199 999 Klicks durch die websites finde ich sie. Die idealen Buchstützen: funktionell und dekorativ. In Wien. Bei der Firma Carl Auböck.
Seit mehr als 100 Jahren produziert diese Wiener Werkstätte Gebrauchsgegenstände für den Haushalt, mit gutem Design und perfekter handwerklicher Arbeit: Kerzenleuchter, Vasen, Korkenzieher (Flaschenöffner), Eierbecher, Nussknacker, Briefbeschwerer und eben auch Buchstützen.

Angefangen hat die Firma im 19. Jahrhundert allerdings mit der Herstellung von sogenannten Wiener Bronzen. Das sind Kleinplastiken (wie der Name sagt, aus Bronze), die vor allem zwischen 1880 und dem Ersten Weltkrieg als Ziergegenstände sehr beliebt waren. Es gab in Wien damals mehr als 80 Betriebe, die solche Bronzen herstellten! Die Motive sind äußerst vielfältig, es soll an die 10 000 Modelle geben. Besonders beliebt sind Tiere, die wie Menschen gekleidet sind und menschliche Tätigkeiten ausüben, zum Beispiel eine Katze als Lehrer oder ein Schweineorchester. Sehr lustig.
(Leider kann ich Ihnen kein Bild zeigen, das ich nicht aus dem Netz geklaut hätte, also müssen Sie selbst im Internet ein paar Bilder dazu suchen!)
Viele dieser Bronzen wurden im Krieg eingeschmolzen und sind für immer verloren. Doch Wiener Bronzen werden noch bzw. wieder produziert. Da sie handwerklich hergestellt und auch mit der Hand bemalt werden, sind sie allerdings teuer.

Doch zurück zu den Buchstützen. Mein Mann findet, dass ER keine Buchstützen braucht, also bestelle ich ein Paar für mich. Nach ein paar freundlichen e-mails kommen einige Wochen später meine wirklich schönen Buchstützen. Meine? Funktionell und dekorativ, findet mein Mann. Und seither stützen sie SEINE Bücher.
　　　　　　　　　　　　　　　　　　　　　　
ISA