Kostbare Eier und Baumkuchen („Prügelkrapfen“)

Eier zu jeder Jahreszeit und in großen Mengen sind für uns eine Selbstverständlichkeit. Ausserdem müssen sie billig sein. Die meisten Käufer sind nicht bereit, mehr als das absolute Minimum dafür zu bezahlen.
Aber eigentlich legen Hühner nicht das ganze Jahr Eier. Vögel in der Natur tun das ja auch nicht. Im Winter legen Hühner nur wenige oder gar keine Eier. Noch vor 40, 50 Jahren musste man deshalb für den Winter vorsorgen und Eier konservieren, indem man sie zum Beispiel in Kalk einlegte. Zum Frühstücks- oder Spiegelei waren solche Eier natürlich nicht geeignet, aber zum Backen reichte die Qualität.
In der modernen Produktion von Hühnereiern werden dem Huhn die frisch gelegten Eier sofort weggenommen. Ein Huhn würde sonst nur 10 bis 12 Eier legen und sich dann draufsetzen und brüten. Man betrügt das arme Huhn also und bringt es - auch durch spezielles Futter und künstliche Beleuchtung - dazu, bis zu 300 Eier im Jahr zu legen.


Süßspeisen wie Baumkuchen, für die viele Eier nötig sind, waren früher verständlicherweise ein großer Luxus. Große Baumkuchen aus 60 und mehr Eiern waren in Österreich, wo sie „Prügelkrapfen“ genannt werden, typische Hochzeits- und Festtagskuchen. Ich erinnere mich, dass bei den Hochzeiten die Gäste mit Bewunderung über die große Zahl der Eier, die für den Prügelkrapfen nötig waren, sprachen.
Auch die weiteren Zutaten waren nicht billig, denn für den Kuchenteig braucht man Butter, Zucker und Mehl jeweils im gleichen Gewicht wie die Eier. Und erst die Herstellung des Prügelkrapfens! Sie war sehr aufwendig und anstrengend. Mindestens zwei Personen waren zwei Tage lang damit beschäftigt. Über offenem Feuer wurde ein großer Holzsspieß (Prügel) langsam gedreht, auf den schichtweise der Teig aufgegossen wurde. Man musste regelmässig drehen, das Feuer musste immer eine bestimmte Temperatur haben, die einzelnen Schichten mussten gut durchgebacken sein, damit das ganze komplizierte Gebilde am Ende nicht in sich zusammenfiel. Die Oberfläche wurde festlich in Rot und Weiß verziert.
Echte Baumkuchen bzw. Prügelkrapfen werden wegen des großen Arbeitsaufwands und dem Verbot von offenem Feuer im Haushalt heute kaum mehr hergestellt. Die maschinell erzeugten Massenprodukte haben leider mit dieser Köstlichkeit nur den Namen gemein.
ISA